Wie wird man Politik im Unternehmen los?
Politik im Unternehmen wächst wie Kalk in Kaffeemaschinen. Sie ist Nebeneffekt nützlicher und hilfreicher Aktivitäten. Und bremst. Wie werden wir sie los?
Keynote: Politik im Unternehmen
Melanie Wohnert hat mich eingeladen, beim German Testing Day am 1. Juli in Berlin die eröffnende Keynote zu halten. Das Programm Komitee hatte mein Pecha Kucha bei der OOP zum Thema Reduce Politics gesehen, was ich im Februar gehalten hatte, und wünschte sich eine längere Version als Eröffnung des Testing Days.
Was ist Politik im Unternehmen?
Politik im Unternehmen ist Lüge, Vorspiegeln falscher Tatsachen, heiße Luft. Wir machen uns und anderen etwas vor um gut dazustehen, nicht Schuld zu sein, vordergründigen Erfolg zu demonstrieren. In vielen Unternehmen fließt ein Großteil von Zeit und Energie in Politik. Das ist Verschwendung kreativen Potentials und eine unmäßige Quelle menschlichen und wirtschaftlichen Leidens.
Wie Politik im Unternehmen entsteht
Politik im Unternehmen entsteht aufgrund eines Teufelskreises, in den wir geraten, sobald wir in eine Situation kommen, der wir uns nicht ganz gewachsen fühlen. Das passiert bei jeder Beförderung, jeden neuen Auftrag, jedem Experiment und jedem neuen Projekt:
- Wir haben Angst.
- Wir schämen uns das zuzugeben.
- Wir verurteilen uns selbst und unsere Umgebung.
Politik im Unternehmen wächst: wir glauben mehr und mehr den Lügen, die wir uns selbst erzählen, und verstellen immer mehr unseren ehrlichen Blick auf die Realität.
Was uns fehlt, sind Empathie und Mitgefühl. Fühlen wir uns als Mensch gesehen, gestatten wir uns über unsere Angst nachzudenken. Wir können die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Dialog thematisieren. Die Angst nimmt ab, wir brauchen uns nicht mehr zu schämen und zu verurteilen. Ein positiver Kreislauf wird möglich.
Mein Konzept im Überblick
Sobald wir uns nicht mehr vorwerfen, nicht so zu sein wie wir sind, nimmt unser Selbstvertrauen zu. Das erlaubt uns unserer Umgebung und anderen zu vertrauen. Wir laden uns selbst und andere ein, neue Möglichkeiten wahrzunehmen und neue Entscheidungen zu treffen. Der Bedarf an Sicherheit gebender Struktur von außen sinkt, weil wie mehr Sicherheit in uns selbst haben. Das wirkt als Beispiel für andere und fördert wiederum Vertrauen im System. Politik im Unternehmen nimmt ab.
Was kann ich tun?
Wir können lernen unser Verhalten und unsere Wahrnehmung zu ändern. Wir haben eine Wahl. Ich kann helfen. Der Vortrag erwähnt einige der Dinge, die ich tue, um Individuen und Organisationen auf dem Weg in einen positiven Kreislauf zu helfen. Mehr findest du hier. Sprich mich an!.
4 Comments
Urs
August 4, 2014Deinen Kreis finde ich spannend.
Bitte erklär mir, warum es ein Kreis ist – wie folgt aus Urteil wieder Angst?
Olaf
August 4, 2014Hallo Urs,
danke für deinen Beitrag zur Konversation!
Gute Frage!
Ich denke, das Urteil führt in zwei Richtungen erneut zu Angst:
erstens bei demjenigen der das Urteil abkriegt (sich dadurch wahrscheinlich schuldig fühlt und Angst vor weiteren Urteilen hat), und zweitens auch bei dem Urteilenden, der irgendwo im Innern spürt, dass sein Urteil dem anderen nicht hilft, sondern die Spannung im System weiter erhöht.
Beide könnten ein und die selbe Person sein. Sind sie es nicht, zieht das Verhalten weitere Kreise.
Klingt das für dich schlüssig?
Herzlichen Gruß
Olaf
Urs
August 5, 2014Hallo, Olaf,
das klingt für mich nicht schlüssig. Es schmeckt zu sehr nach Bauchgefühl und “könnte so sein”, um damit zu argumentieren.
Ein kleinerer Kreis scheint mir passender:
Ich habe Angst vor einer neuen Aufgabe; ich schäme mich dafür, Angst zu haben; jetzt habe ich auch noch Angst, dass die anderen merken, dass ich mich schäme.
Das Urteil in der Mitte brauche ich nicht.
Olaf
August 5, 2014Hallo Urs,
schönes Beispiel! Scham entsteht, wenn wir uns verurteilt fühlen, wenn Anspruch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen. Der gesellschaftlich etablierte Anspruch an uns Männer ist: wir haben keine Angst. Daher schämen wir uns, wenn wir Angst empfinden. Kleine Kinder schämen sich ihrer Gefühle nicht, das entsteht durch das Urteil der Gesellschaft… Jungs weinen nicht! Sei ein Mann! usw…
Hilft das weiter?